Bestager als Zielgruppe –

Bestager als Zielgruppe – so werden Senioren von Firmen umgarnt

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Die Generation 50plus verfügt über Kaufkraft, Zeit und Konsumfreude – doch lange wurde sie von der Wirtschaft sträflich vernachlässigt. Inzwischen haben Unternehmen erkannt, welches Potenzial in den sogenannten Bestagers steckt, und passen ihre Strategien grundlegend an. Bestager als Zielgruppe – so werden Senioren von Firmen umgarnt.

Jahrzehntelang konzentrierte sich Marketing vorwiegend auf junge Zielgruppen zwischen 14 und 49 Jahren. Die Generation der über 50-Jährigen galt als uninteressant, konservativ und wenig konsumfreudig. Diese Einschätzung erweist sich heute als kostspieliger Irrtum.

Bestager als attraktive Zielgruppe gewinnen zunehmend an Bedeutung, denn sie vereinen mehrere attraktive Eigenschaften: überdurchschnittliches Einkommen, abbezahlte Immobilien, erwachsene Kinder und damit verbunden ein hohes verfügbares Budget für Konsum.

Während jüngere Generationen mit Studienkrediten, Immobilienfinanzierung und Kinderbetreuungskosten kämpfen, können die 50- bis 70-Jährigen ihr Geld deutlich freier ausgeben. Unternehmen aus nahezu allen Branchen überdenken deshalb ihre Ansprache und entwickeln Produkte sowie Dienstleistungen, die gezielt auf diese kaufkräftige Gruppe zugeschnitten sind.

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Wachsende Bedeutung Bestager als Zielgruppe

Der demografische Wandel verändert die Gesellschaftsstruktur fundamental. In Deutschland machen Menschen über 50 Jahre bereits einen erheblichen Anteil der Gesamtbevölkerung aus – Tendenz steigend. Diese Verschiebung hat weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen. Die sogenannte Silver Economy – also die Wirtschaftsleistung rund um die Generation 50plus – gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Bestager unterscheiden sich fundamental von früheren Senioren-Generationen. Sie sind gesünder, aktiver und technikaffiner als ihre Vorgänger:innen. Viele haben erst mit 50 oder 60 Jahren ihre berufliche Hochphase erreicht und verfügen über jahrzehntelange Arbeitserfahrung sowie entsprechende finanzielle Rücklagen.

„Best Age“ als die neue beste Lebensphase

Der Begriff „Best Age“ – die beste Lebensphase – bringt diese neue Selbstwahrnehmung zum Ausdruck. Diese Generation möchte keineswegs zum alten Eisen gehören, sondern das Leben in vollen Zügen genießen. Sie reist, konsumiert hochwertige Produkte, investiert in Gesundheit und Wellness und gibt Geld für Hobbys aus.

Die wirtschaftliche Macht dieser Altersgruppe lässt sich kaum überschätzen. Studien zeigen, dass die über 50-Jährigen in Deutschland über einen Großteil der gesamten Kaufkraft verfügen. Das persönliche Nettovermögen steigt bei den 55- bis 64-Jährigen stetig an. Dennoch fließt nach Schätzungen von Marktforschern nur ein geringer Teil der Werbebudgets in Kampagnen, die sich an diese Altersgruppe richten.

Strategien zur Ansprache der Bestager als Zielgruppe

Unternehmen, die erfolgreich ältere Kundschaft gewinnen möchten, müssen ihre Kommunikation und ihr Produktangebot grundlegend überdenken. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle.

Authentische Bildsprache und zeitgemäße Werbung

Der erste Schritt beginnt bei der visuellen Darstellung. Lange Zeit waren in der Werbung ausschließlich junge, makellose Models zu sehen – selbst wenn die beworbenen Produkte eindeutig für ältere Menschen konzipiert waren.

Diese Diskrepanz wirkt nicht nur unglaubwürdig, sondern auch respektlos gegenüber der Zielgruppe. Moderne Marken setzen deshalb auf authentische Gesichter und zeigen Menschen über 50 in ihrer ganzen Vielfalt: aktiv, selbstbewusst und mitten im Leben stehend.

Kosmetikhersteller wie Dove oder L’Oréal haben vorgemacht, wie es funktioniert. Sie arbeiten mit Models jenseits der 50 und thematisieren das Älterwerden nicht als Problem, sondern als natürlichen Prozess. Auch in der Modebranche vollzieht sich ein Wandel. Marken wie COS, Arket oder sogar Sportartikelhersteller präsentieren ihre Kollektionen zunehmend mit älteren Gesichtern.

Barrierefreie und nutzerfreundliche Gestaltung

Die Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen spielt eine zentrale Rolle. Bestager legen Wert auf Qualität und Funktionalität, lehnen aber Produkte ab, die sie als „Seniorenprodukte“ stigmatisieren.

Die Kunst besteht darin, Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit zu integrieren, ohne dies plakativ herauszustellen. In der digitalen Welt bedeutet dies beispielsweise größere Schriften, klare Kontraste und intuitive Navigation. Smartphones mit vereinfachter Bedienung dürfen nicht wie Kinderhandys aussehen, sondern müssen ein hochwertiges Design aufweisen.

Im stationären Handel hilft gute Beleuchtung, breite Gänge und ausreichend Sitzgelegenheiten schaffen eine angenehme Einkaufsatmosphäre, von der letztlich alle Altersgruppen profitieren.

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Digitale Kanäle und Social Media

Ein verbreiteter Irrtum besagt, dass ältere Menschen das Internet meiden. Die Realität sieht anders aus. Die über 50-Jährigen sind online – und zwar zunehmend auf denselben Plattformen wie jüngere Generationen.

Facebook hat in Deutschland seine stärkste Nutzer:innenbasis längst in höheren Altersgruppen. Auch Instagram, YouTube und selbst TikTok verzeichnen wachsende Nutzerzahlen bei den Bestagers. Kluge Unternehmen nutzen diese Kanäle gezielt. Sie produzieren Content, der relevante Themen aufgreift: Reisen, Gesundheit, Finanzen, Hobbys.

Dabei verzichten sie auf herablassende oder bevormundende Tonalität. Stattdessen setzen sie auf Augenhöhe und Expertise. Influencer-Marketing funktioniert auch in dieser Altersgruppe, allerdings mit „Silver Influencern“, die authentisch ihre Lebenswelt teilen.

Maßgeschneiderte Produkte und Services

Verschiedene Branchen haben spezifische Angebote entwickelt, die auf die Bedürfnisse der Bestager zugeschnitten sind. Die Reisebranche war Vorreiter und bietet seit Jahren Kreuzfahrten, Bildungsreisen oder Aktivurlaube an, die sich an zahlungskräftige Ältere richten.

Fitnessstudios entwickeln Kurse für Gelenkschonung und Muskelaufbau. Die Automobilindustrie rüstet Fahrzeuge mit Assistenzsystemen aus, die das Fahren komfortabler und sicherer machen. Auch der Finanzsektor hat reagiert.

Banken und Versicherungen bieten Beratung zu Vermögensübertragung, Altersvorsorge und Nachfolgeplanung. Immobilienmakler:innen vermitteln barrierefreie Wohnungen oder beraten zum altersgerechten Umbau. Selbst die Lebensmittelindustrie entwickelt Produkte mit angepassten Portionsgrößen oder gesundheitlichen Benefits.

Persönlicher Service und Beratung

Trotz zunehmender Digitalisierung schätzen viele Bestager persönlichen Kontakt und kompetente Beratung. Sie nehmen sich Zeit für Kaufentscheidungen und erwarten fundierte Informationen. Unternehmen, die gut geschultes Personal einsetzen und echten Service bieten, punkten in dieser Zielgruppe nachhaltig.

Der Einzelhandel kann hier mit fachkundiger Beratung überzeugen. Online-Händler integrieren Hotlines mit echten Menschen statt nervtötender Sprachcomputer. Auch hybride Modelle funktionieren gut: Information online, Beratung im Geschäft oder umgekehrt. Die Flexibilität, zwischen verschiedenen Kanälen zu wechseln, wird zunehmend wichtiger.

Ausblick auf künftige Bestager als Zielgruppe

Die Bedeutung der Bestager als Zielgruppe wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Mit den Babyboomern – den geburtenstarken Jahrgängen der 1950er und 1960er Jahre – erreicht die größte Alterskohorte der deutschen Geschichte das Rentenalter.

Diese Generation ist nicht nur zahlenmäßig stark, sondern auch außerordentlich konsumorientiert aufgewachsen. Technologische Entwicklungen werden die Ansprache dieser Gruppe erleichtern. Künstliche Intelligenz ermöglicht personalisierte Werbung, die individuelle Präferenzen berücksichtigt.

Sprachassistenten machen digitale Dienste zugänglicher. Virtual Reality könnte Reisen oder Immobilienbesichtigungen erleichtern. Gleichzeitig bleiben Datenschutz und Transparenz wichtige Themen, bei denen ältere Nutzer:innen oft sensibler reagieren als jüngere.

Weiterer Trend im Bereich Nachhaltigkeit

Ein weiterer Trend zeichnet sich im Bereich Nachhaltigkeit ab. Viele Bestager haben ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein und bevorzugen langlebige, qualitativ hochwertige Produkte gegenüber Billigware. Unternehmen, die diese Werte authentisch vertreten, können punkten.

Auch die intergenerationelle Kommunikation gewinnt an Bedeutung. Bestager beeinflussen häufig Kaufentscheidungen ihrer Kinder und Enkelkinder – sei es durch direkte Empfehlungen oder finanzielle Unterstützung. Marken, die generationsübergreifend kommunizieren können, erschließen sich zusätzliche Potenziale.

Folgende Entwicklungen dürften die Ansprache prägen:

  • Verstärkte Personalisierung durch datenbasiertes Marketing bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre
  • Wachsende Bedeutung von Gesundheits- und Wellness-Produkten sowie präventiven Dienstleistungen
  • Expansion digitaler Serviceangebote mit intuitiver Bedienung und menschlichem Support
  • Zunehmende Verschmelzung von Online- und Offline-Erlebnissen im Handel
  • Stärkere Fokussierung auf Erlebnisse und Emotionen statt auf reine Produkteigenschaften

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Bestager als Zielgruppe erfolgreich erreichen

Die Generation 50plus stellt einen der attraktivsten und gleichzeitig am stärksten unterschätzten Märkte dar. Unternehmen, die diese Bestager als Zielgruppe ernst nehmen und respektvoll ansprechen, erschließen sich erhebliche Wachstumspotenziale. Der Schlüssel liegt in authentischer Kommunikation, hochwertigen Produkten und Services sowie der Bereitschaft, veraltete Klischees über Bord zu werfen.

Erfolgreiches Marketing für diese Altersgruppe verzichtet auf Bevormundung und Verniedlichung. Stattdessen spricht es Menschen auf Augenhöhe an, die mitten im Leben stehen, über Erfahrung verfügen und genau wissen, was sie wollen. Die Kombination aus finanzieller Stärke, Konsumfreude und wachsender Größe macht diese Zielgruppe zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen aller Branchen.

Wer die Bedürfnisse, Wünsche und Vorlieben der Bestager versteht und entsprechend handelt, sichert sich nicht nur kurzfristige Umsätze, sondern baut langfristige Kundenbeziehungen auf. In Zeiten demografischen Wandels ist dies keine Option mehr, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.

Häufig gestellte Fragen zu Bestager als Zielgruppe

Frage Antwort
Was genau sind Bestager? Als Bestager werden Menschen zwischen 50 und 70 Jahren bezeichnet, die sich in ihrer besten Lebensphase befinden. Der Begriff steht für eine aktive, konsumfreudige Generation mit hoher Kaufkraft und Lebensqualität.
Warum sind Bestager für Unternehmen so interessant? Bestager verfügen über überdurchschnittliches Einkommen und hohe Vermögen. Das persönliche Nettovermögen erreicht bei den 55- bis 64-Jährigen im Vergleich zu früher immer höher. Große Ausgabenposten wie Immobilienkredite oder Kinderbetreuung entfallen oft bereits.
Wie unterscheidet sich die Ansprache von Bestagers von jüngeren Zielgruppen? Die Ansprache sollte auf Augenhöhe erfolgen, authentische Bildsprache verwenden und auf Bevormundung verzichten. Wichtig sind Qualität, Seriosität und persönlicher Service. Gleichzeitig müssen Unternehmen die digitale Affinität dieser Gruppe anerkennen.
Sind Bestager wirklich digital aktiv? Ja, die Generation 50plus nutzt intensiv digitale Kanäle. Besonders stark vertreten sind sie auf Facebook, aber auch Instagram, YouTube und E-Mail-Marketing erreichen diese Gruppe effektiv. Die Annahme, ältere Menschen seien offline, ist längst überholt.
Welche Fehler sollten Unternehmen bei der Ansprache von Bestagers vermeiden? Typische Fehler sind stereotype Darstellungen, herablassende Kommunikation, zu komplizierte oder umgekehrt zu vereinfachte Produkte sowie das Ignorieren dieser Zielgruppe im Marketing-Mix. Auch mangelnde Barrierefreiheit ohne plumpe „Seniorenprodukte“ ist kontraproduktiv.

Artikelbild: Midjourney; Keywords: Bestager als Zielgruppe