Cybersicherheit in KMU – so können Unternehmen Cyberrisiken vermeiden

Cybersicherheit in KMU – so können Unternehmen Cyberrisiken vermeiden

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Kleine und mittlere Unternehmen geraten zunehmend ins Visier von Cyberkriminellen, denn oft fehlen ihnen ausreichende Schutzmaßnahmen. Wer die wichtigsten Sicherheitslücken kennt und gezielt gegensteuert, kann Cyberangriffe wirksam verhindern und hohe Schäden vermeiden. Cybersicherheit in KMU? so können Unternehmen Cyberrisiken besser vermeiden

Die Digitalisierung eröffnet kleinen und mittleren Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten, bringt aber auch erhebliche Risiken mit sich. Während Großkonzerne häufig über umfangreiche IT-Sicherheitsabteilungen verfügen, unterschätzen viele KMU die Gefahren durch Cyberangriffe oder halten sich selbst für uninteressante Ziele.

Diese Annahme erweist sich in der Praxis jedoch als gefährlicher Trugschluss. Tatsächlich sind kleinere Betriebe aufgrund schwächerer Sicherheitsvorkehrungen ein attraktives Angriffsziel. Die Cybersicherheit in KMU stellt deshalb eine zentrale Herausforderung dar, die strategisch angegangen werden muss – sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus rechtlicher Perspektive.

Hintergrund zur aktuellen Bedrohungslage

Die Bedrohung durch Cyberangriffe hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. Laut aktuellen Studien wurden mehr als 70 Prozent der deutschen Unternehmen in den letzten zwei Jahren Opfer von Cyberangriffen oder Datendiebstahl. Besonders betroffen sind dabei kleine und mittlere Unternehmen, die oftmals nicht über die personellen und finanziellen Ressourcen verfügen, um sich angemessen zu schützen.

Die Angriffsmethoden werden dabei immer raffinierter. Neben klassischen Phishing-Mails setzen Kriminelle vermehrt auf Ransomware-Attacken, bei denen Unternehmensdaten verschlüsselt und erst nach Lösegeldzahlung wieder freigegeben werden. Auch Social Engineering, also die Manipulation von Mitarbeiter:innen zur Preisgabe sensibler Informationen, nimmt zu. Die durchschnittlichen Kosten eines erfolgreichen Cyberangriffs auf ein mittelständisches Unternehmen liegen im sechsstelligen Bereich – ein Betrag, der viele KMU existenziell gefährden kann.

Hinzu kommt der zunehmende regulatorische Druck. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verpflichtet Unternehmen zu umfassenden technischen und organisatorischen Maßnahmen zum Schutz personenbezogener Daten. Verstöße können empfindliche Bußgelder nach sich ziehen. Auch die NIS-2-Richtlinie der Europäischen Union, die schrittweise in nationales Recht umgesetzt wird, verschärft die Anforderungen an die Cybersicherheit erheblich.

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Praktische Maßnahmen zur Verbesserung der Cybersicherheit in KMU

Um die Sicherheit nachhaltig zu verbessern, benötigen kleine und mittlere Unternehmen einen ganzheitlichen Ansatz, der technische, organisatorische und personelle Aspekte berücksichtigt. Die folgenden Bereiche bilden das Fundament einer wirksamen Sicherheitsstrategie.

Technische Grundabsicherung als erste Verteidigungslinie

Die technische Grundabsicherung bildet das Fundament jeder Sicherheitsstrategie. Dazu gehören zunächst regelmäßige Updates aller Systeme und Anwendungen, denn viele erfolgreiche Angriffe nutzen bekannte Sicherheitslücken in veralteter Software aus. Eine moderne Firewall sowie aktuelle Antivirenprogramme auf allen Endgeräten sind ebenfalls unverzichtbar.

Besonders wichtig ist die Implementierung einer mehrstufigen Authentifizierung. Durch die Kombination aus Passwort und einem zweiten Faktor – etwa einem Code per SMS oder aus einer Authentifizierungs-App – wird der unbefugte Zugriff auf Systeme deutlich erschwert. Auch die Verschlüsselung sensibler Daten, sowohl bei der Übertragung als auch bei der Speicherung, sollte zum Standard gehören.

Ein oft vernachlässigter Aspekt ist die Netzwerksegmentierung. Indem verschiedene Unternehmensbereiche voneinander getrennt werden, lässt sich verhindern, dass Angreifer:innen nach dem Eindringen in ein System sofort auf alle Daten zugreifen können. Gerade für KMU mit begrenzten Ressourcen bieten Cloud-basierte Sicherheitslösungen eine kosteneffiziente Alternative zu aufwendigen Eigenentwicklungen.

Datensicherung und Notfallplanung für den Ernstfall

Selbst bei optimaler Vorsorge lässt sich ein erfolgreicher Angriff nie völlig ausschließen. Daher sind regelmäßige, automatisierte Backups unverzichtbar. Diese sollten nach der 3-2-1-Regel erstellt werden: drei Kopien der Daten auf zwei verschiedenen Medien, wobei eine Kopie extern aufbewahrt wird.

Entscheidend ist dabei, dass mindestens eine Backup-Version offline oder in einem vom Netzwerk getrennten Bereich gespeichert wird. Andernfalls können Ransomware-Angriffe auch die Sicherungskopien verschlüsseln. Die regelmäßige Überprüfung der Wiederherstellbarkeit sollte selbstverständlich sein – ein Backup ist nur dann nützlich, wenn es im Ernstfall auch funktioniert.

Parallel dazu benötigt jedes Unternehmen einen Notfallplan, der definiert, wer im Fall eines Cyberangriffs welche Maßnahmen ergreift. Dieser Plan sollte Kontaktdaten von IT-Dienstleister:innen und Behörden enthalten, Kommunikationswege festlegen und Verantwortlichkeiten klar regeln. Regelmäßige Übungen helfen dabei, die Abläufe zu verinnerlichen und Schwachstellen im Plan zu identifizieren.

Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter:innen

Die beste technische Ausstattung nützt wenig, wenn Mitarbeiter:innen unbedacht auf Phishing-Mails reagieren oder unsichere Passwörter verwenden. Der Mensch bleibt häufig das schwächste Glied in der Sicherheitskette – aber auch das größte Potenzial für Verbesserungen.

Regelmäßige Schulungen zu Sicherheitsthemen sollten daher fester Bestandteil der Unternehmenskultur sein. Diese müssen nicht aufwendig sein: Kurze Online-Trainings, die Mitarbeiter:innen für aktuelle Bedrohungen sensibilisieren, erzielen oft große Wirkung. Themen wie das Erkennen von Phishing-Mails, der sichere Umgang mit Passwörtern oder der Schutz mobiler Endgeräte sollten dabei im Mittelpunkt stehen.

Simulierte Phishing-Angriffe können helfen, die Wachsamkeit zu erhöhen und Schwachstellen aufzudecken. Wichtig ist dabei eine positive Fehlerkultur: Mitarbeiter:innen, die auf solche Tests hereinfallen, sollten nicht bestraft, sondern gezielt geschult werden. Nur wenn sich alle Beschäftigten als Teil der Sicherheitsstrategie verstehen, kann diese nachhaltig erfolgreich sein.

Passwortmanagement und Zugriffsrechte strukturiert verwalten

Schwache Passwörter gehören zu den häufigsten Einfallstoren für Cyberangriffe. Viele Mitarbeiter:innen verwenden aus Bequemlichkeit einfache oder identische Passwörter für verschiedene Dienste. Ein professionelles Passwortmanagement-Tool schafft hier Abhilfe, indem es komplexe, einzigartige Passwörter generiert und sicher speichert.

Ebenso wichtig ist die konsequente Umsetzung des Prinzips der minimalen Berechtigungen: Mitarbeiter:innen sollten nur auf die Systeme und Daten zugreifen können, die sie für ihre Arbeit tatsächlich benötigen. Besonders bei ehemaligen Beschäftigten oder Dienstleister:innen werden Zugriffsrechte oft nicht zeitnah entzogen – ein Sicherheitsrisiko, das sich leicht vermeiden lässt.

Eine zentrale Verwaltung aller Benutzerkonten und Berechtigungen erleichtert die Kontrolle erheblich. Regelmäßige Überprüfungen stellen sicher, dass keine verwaisten oder überprivilegierten Accounts existieren. Für besonders sensible Bereiche empfiehlt sich zudem die Implementierung eines Vier-Augen-Prinzips.

Unterstützung und Zusammenarbeit mit Dienstleister:innen

Viele kleine und mittlere Unternehmen verfügen nicht über eigene IT-Sicherheitsexpert:innen. In diesem Fall kann die Zusammenarbeit mit externen Dienstleister:innen sinnvoll sein. Managed Security Service Provider übernehmen beispielsweise die kontinuierliche Überwachung der IT-Infrastruktur und reagieren im Fall von Sicherheitsvorfällen.

Bei der Auswahl solcher Partner sollte jedoch sorgfältig vorgegangen werden. Zertifizierungen wie ISO 27001 oder branchenspezifische Qualifikationen bieten Orientierung. Auch Empfehlungen von anderen Unternehmen oder Branchenverbänden können hilfreich sein. Entscheidend ist, dass die Dienstleister:innen die spezifischen Anforderungen und Rahmenbedingungen des Unternehmens verstehen und berücksichtigen.

Neben der laufenden Betreuung können externe Expert:innen auch für punktuelle Maßnahmen wie Penetrationstests oder Sicherheitsaudits durch CRQ Software hinzugezogen werden. Diese identifizieren Schwachstellen, bevor Angreifer:innen sie ausnutzen können, und geben konkrete Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Sicherheitslage.

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Cybersicherheit in KMU – Tipps für die Umsetzung

Die Verbesserung der Cybersicherheit muss nicht mit hohen Investitionen beginnen. Bereits mit überschaubarem Aufwand lassen sich erhebliche Fortschritte erzielen. Folgende Maßnahmen können KMU zeitnah umsetzen:

  • Bestandsaufnahme durchführen: Zunächst sollte erfasst werden, welche Systeme, Anwendungen und Daten im Unternehmen existieren und wie schützenswert diese sind. Diese Bestandsaufnahme bildet die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen und hilft, Prioritäten zu setzen.
  • Schnell umsetzbare Maßnahmen priorisieren: Die Aktivierung der Zwei-Faktor-Authentifizierung, die Installation aktueller Updates oder die Einrichtung automatisierter Backups lassen sich oft innerhalb weniger Tage realisieren und erhöhen die Sicherheit spürbar.
  • Budget realistisch planen: Cybersicherheit muss nicht teuer sein. Viele wirksame Maßnahmen verursachen lediglich geringe laufende Kosten. Eine realistische Budgetplanung von 3–5 Prozent des IT-Budgets für Sicherheitsmaßnahmen ist für die meisten KMU angemessen.
  • Verantwortlichkeiten klar definieren: Auch in kleinen Unternehmen sollte eine Person die Verantwortung für IT-Sicherheit tragen. Diese muss keine Vollzeitstelle sein, sollte aber über ausreichend Zeit und Befugnisse verfügen, um Maßnahmen anzustoßen und zu überwachen.

Besonders hilfreich ist die Orientierung an etablierten Standards und Rahmenwerken. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bietet mit dem IT-Grundschutz ein bewährtes Konzept, das speziell auf die Bedürfnisse deutscher Unternehmen zugeschnitten ist und kostenlos zur Verfügung steht.

Die folgende Übersicht zeigt, welche Maßnahmen sich mit welchem Aufwand umsetzen lassen und welchen Schutz sie bieten:

Maßnahme Umsetzungsaufwand Schutzwirkung Kosten
Regelmäßige Updates Gering Hoch Keine zusätzlichen
Zwei-Faktor-Authentifizierung Gering Sehr hoch 0–50 Euro/Monat
Mitarbeiter:innen-Schulungen Mittel Hoch 100–500 Euro/Jahr
Automatisierte Backups Mittel Sehr hoch 50–300 Euro/Monat
Externe Security-Audits Gering (punktuell) Hoch 1.000–5.000 Euro
Managed Security Services Gering (ausgelagert) Sehr hoch 500–2.000 Euro/Monat

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Fazit zur Cybersicherheit in KMU

Die Cybersicherheit in KMU ist keine optionale Zusatzleistung mehr, sondern eine geschäftskritische Notwendigkeit. Die Bedrohungslage verschärft sich kontinuierlich, während gleichzeitig die regulatorischen Anforderungen steigen. Kleine und mittlere Unternehmen, die das Thema unterschätzen oder aufschieben, setzen ihre wirtschaftliche Existenz aufs Spiel.

Gleichzeitig zeigt sich, dass wirksamer Schutz keine Frage der Unternehmensgröße ist. Mit einem strukturierten Vorgehen, dem Bewusstsein für die wichtigsten Risiken und der Bereitschaft, in grundlegende Schutzmaßnahmen zu investieren, können auch KMU mit begrenzten Ressourcen ein angemessenes Sicherheitsniveau erreichen. Entscheidend ist, dass IT-Sicherheit nicht als einmaliges Projekt, sondern als kontinuierlicher Prozess verstanden wird.

Unternehmen, die heute in Cybersicherheit investieren, schützen nicht nur ihre Daten und Systeme, sondern auch ihr wichtigstes Kapital: das Vertrauen ihrer Kund:innen, Partner:innen und Mitarbeiter:innen. In einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft wird dieses Vertrauen zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Cybersicherheit in KMU – FAQs

Wie viel sollten kleine Unternehmen in Cybersicherheit investieren?
Eine Faustregel besagt, dass 3–5 Prozent des IT-Budgets für Sicherheitsmaßnahmen eingeplant werden sollten. Für sehr kleine Unternehmen kann bereits ein monatlicher Betrag von 200–500 Euro ausreichen, um grundlegende Schutzmaßnahmen wie Updates, Backups und Antivirensoftware umzusetzen.

Sind Cloud-Lösungen sicherer als lokale Systeme?
Cloud-Lösungen von etablierten Anbietern bieten oft ein höheres Sicherheitsniveau als lokale Systeme in KMU, da professionelle Sicherheitsteams diese kontinuierlich überwachen und aktualisieren. Allerdings müssen auch hier Themen wie Zugriffsrechte, Verschlüsselung und Datenstandort berücksichtigt werden.

Wie oft sollten Mitarbeiter:innen geschult werden?
Mindestens einmal jährlich sollten alle Mitarbeiter:innen eine Sicherheitsschulung absolvieren. Bei besonders exponierten Personen wie Führungskräften oder Mitarbeiter:innen mit Zugriff auf sensible Daten empfehlen sich häufigere Schulungen oder zusätzliche Sensibilisierungsmaßnahmen.

Was tun nach einem erfolgreichen Cyberangriff?
Zunächst sollten betroffene Systeme vom Netzwerk getrennt werden, um weitere Schäden zu verhindern. Anschließend müssen Behörden (gegebenenfalls Datenschutzbehörde und Polizei) informiert und Expert:innen zur Schadensbegrenzung hinzugezogen werden. Der vorbereitete Notfallplan gibt hier den Handlungsrahmen vor.

Welche Versicherungen decken Cyberschäden ab?
Spezielle Cyber-Versicherungen decken Schäden durch Cyberangriffe ab, einschließlich Betriebsunterbrechung, Datenwiederherstellung und Haftpflichtansprüche. Die Prämien richten sich nach Unternehmensgröße und Sicherheitsniveau. Vor Abschluss sollten jedoch zunächst grundlegende Sicherheitsmaßnahmen implementiert werden, da Versicherer diese oft voraussetzen.

Artikelbild: Unsplash / Towfiqu Barbhuiya; Keywords: Cybersicherheit in KMU