Was ist ein Prokurist? Bedeutung, Gehalt und Aufgaben im Überblick

Was ist ein Prokurist? Bedeutung, Gehalt und Aufgaben im Überblick

Inhaltsverzeichnis

Die Prokura zählt zu den weitreichendsten Vertretungsvollmachten im deutschen Handelsrecht und verleiht ihren Inhaber:innen umfassende Befugnisse. Wer sich mit der Position beschäftigt, stößt schnell auf Fragen zu Verantwortung, Vergütung und rechtlichen Rahmenbedingungen. Was ist ein Prokurist? Bedeutung, Gehalt und Aufgaben im Überblick gibt es hier.

In vielen Unternehmen übernehmen Prokurist:innen eine Schlüsselrolle zwischen Geschäftsführung und operativem Geschäft. Die Position verbindet kaufmännische Kompetenz mit juristischer Verantwortung und erfordert ein hohes Maß an Vertrauen seitens der Geschäftsleitung.

Was ist ein Prokurist genau, welche Aufgaben übernimmt diese Person und wie gestaltet sich die Vergütung? Der folgende Artikel beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, typische Tätigkeitsfelder und gibt praktische Hinweise für Unternehmen und Interessierte.

Rechtliche Grundlagen der Prokura

Die Prokura ist im Handelsgesetzbuch (HGB) geregelt und stellt eine besondere Form der Handlungsvollmacht dar. Anders als gewöhnliche Vollmachten wird sie ausschließlich durch Kaufleute im Sinne des HGB erteilt und muss ins Handelsregister eingetragen werden. Die §§ 48–53 HGB definieren den rechtlichen Rahmen dieser Vertretungsmacht.

Eine Besonderheit liegt in der gesetzlich festgelegten Reichweite: Die Prokura erstreckt sich auf alle Arten von gerichtlichen und außergerichtlichen Geschäften und Rechtshandlungen, die der Betrieb eines Handelsgewerbes mit sich bringt. Lediglich die Veräußerung oder Belastung von Grundstücken sowie die Erteilung weiterer Prokuren sind ohne ausdrückliche Ermächtigung ausgeschlossen. Diese Regelung schützt vor unkontrollierter Ausweitung der Vertretungsmacht.

Das Bundesministerium der Justiz stellt die entsprechenden Gesetzestexte im Internet zur Verfügung, wo die genauen Bestimmungen nachgelesen werden können. Die Eintragung ins Handelsregister erfolgt durch das zuständige Registergericht und ist öffentlich einsehbar.

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Was ist ein Prokurist? Aufgaben und Verantwortung

Die Tätigkeit als Prokurist:in umfasst weitaus mehr als die reine Vertretungsbefugnis. Im Folgenden werden die wesentlichen Aspekte dieser Position detailliert dargestellt.

Vertretung des Unternehmens nach außen

Prokurist:innen vertreten das Unternehmen gegenüber Geschäftspartner:innen, Behörden und anderen externen Stellen. Sie können Verträge abschließen, Bestellungen aufgeben und Zahlungsverpflichtungen eingehen. Die Unterschrift erfolgt mit dem Zusatz „ppa.“ (per procura), der die besondere Vollmacht kennzeichnet.

Zu den typischen Vertretungshandlungen gehören der Abschluss von Lieferverträgen, die Unterzeichnung von Miet- oder Leasingvereinbarungen sowie die Vertretung vor Gericht in allen das Handelsgewerbe betreffenden Angelegenheiten. Die Handlungsfähigkeit ist dabei nahezu unbeschränkt, sofern sie dem gewöhnlichen Geschäftsbetrieb dient.

Interne Führungs- und Koordinationsaufgaben

Neben der Außenvertretung übernehmen Prokurist:innen häufig bedeutende interne Funktionen. Sie koordinieren Abteilungen, treffen strategische Entscheidungen und fungieren als Bindeglied zwischen Geschäftsführung und Belegschaft. In vielen Unternehmen verantworten sie ganze Geschäftsbereiche oder Regionen.

Die Position erfordert ausgeprägtes kaufmännisches Verständnis sowie die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erfassen und unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Prokurist:innen tragen Verantwortung für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Bereichs und müssen dabei stets die Gesamtinteressen des Unternehmens im Blick behalten.

Unterschied zwischen verschiedenen Prokuraformen

Das Handelsrecht unterscheidet verschiedene Formen der Prokura, die sich in ihrer Ausgestaltung und Reichweite unterscheiden:

  • Einzelprokura: Die bevollmächtigte Person kann das Unternehmen allein vertreten und alle Rechtsgeschäfte eigenständig vornehmen.
  • Gesamtprokura: Zwei oder mehr Prokurist:innen können das Unternehmen nur gemeinsam vertreten, was zusätzliche Kontrolle schafft.
  • Filialprokura: Die Vertretungsmacht beschränkt sich auf eine bestimmte Niederlassung oder Filiale des Unternehmens.

Die Wahl der Prokuraform hängt von der Unternehmensgröße, der Organisationsstruktur und dem gewünschten Maß an Kontrolle ab. Größere Unternehmen setzen häufig auf Gesamtprokura, um das Vier-Augen-Prinzip bei bedeutenden Geschäften sicherzustellen.

Was ist ein Prokurist im Vergleich zum Geschäftsführer

Während Geschäftsführer:innen das Unternehmen als Organ leiten und nach außen vertreten, handeln Prokurist:innen aufgrund einer erteilten Vollmacht. Geschäftsführer:innen werden bestellt und sind für die Gesamtleitung verantwortlich, wohingegen Prokurist:innen ihre Befugnisse durch Erteilung der Prokura erhalten.

Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Haftung: Geschäftsführer:innen haften persönlich für Pflichtverletzungen, während Prokurist:innen primär arbeitsrechtlich verantwortlich sind. Beide Positionen können jedoch nebeneinander bestehen, wenn etwa ein:e Geschäftsführer:in zusätzlich Prokura erhält.

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Gehalt und Vergütung von Prokurist:innen

Die Vergütung von Prokurist:innen variiert erheblich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Branche, Unternehmensgröße, Region und persönliche Qualifikation spielen eine entscheidende Rolle. Eine Übersicht gibt die folgende Tabelle:

Faktor Einfluss auf das Gehalt Typische Spanne
Branche Finanzsektor und Industrie zahlen überdurchschnittlich 80.000–150.000 Euro
Unternehmensgröße Konzerne bieten höhere Gehälter als KMU 70.000–180.000 Euro
Berufserfahrung Mit steigender Erfahrung wächst die Vergütung 65.000–140.000 Euro
Region Süddeutschland und Ballungsräume zahlen mehr 75.000–160.000 Euro

Zusätzlich zum Grundgehalt erhalten viele Prokurist:innen variable Vergütungsbestandteile wie Boni, Gewinnbeteiligungen oder Aktienoptionen. Diese können das Gesamteinkommen deutlich erhöhen und orientieren sich meist an der Zielerreichung oder dem Unternehmenserfolg.

Was ist ein Prokurist? Praktische Hinweise

Die Erteilung einer Prokura sollte wohlüberlegt erfolgen, da sie weitreichende Konsequenzen hat. Unternehmen sollten sicherstellen, dass die ausgewählte Person nicht nur fachlich qualifiziert ist, sondern auch das notwendige Vertrauen genießt.

Für die Eintragung ins Handelsregister sind bestimmte Formalien zu beachten. Die Anmeldung erfolgt durch die Geschäftsführung und muss notariell beglaubigt werden. Weitere Informationen zum Verfahren bietet die Industrie- und Handelskammer auf ihrer Website. Nach der Eintragung ist die Prokura für Dritte einsehbar, was Transparenz im Geschäftsverkehr schafft.

Was ist ein Prokurist? Notwendige Kenntnisse und Berufserfahrung

Wer die Position eines:r Prokurist:in anstrebt, sollte fundierte kaufmännische Kenntnisse und mehrjährige Berufserfahrung mitbringen. Ein betriebswirtschaftliches Studium oder eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich bilden oft die Grundlage. Darüber hinaus sind Führungskompetenzen, Entscheidungsfreude und ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein unerlässlich.

Es empfiehlt sich, die Prokura schriftlich zu regeln und eventuelle Einschränkungen oder besondere Vereinbarungen im Anstellungsvertrag festzuhalten. Obwohl die Prokura selbst nicht beschränkt werden kann, lassen sich arbeitsvertragliche Regelungen treffen, die das interne Verhältnis zwischen Unternehmen und Prokurist:in präzisieren.

Was ist ein Prokurist? Bedeutung und Gehalt: Fazit

Was ist ein Prokurist zusammenfassend? Es handelt sich um eine Person mit umfassender Vertretungsmacht, die das Unternehmen in nahezu allen geschäftlichen Angelegenheiten nach außen vertreten kann. Die Position verbindet rechtliche Befugnisse mit unternehmerischer Verantwortung und erfordert sowohl fachliche Kompetenz als auch persönliche Integrität.

Die Gehälter bewegen sich je nach Branche und Unternehmensgröße in einem attraktiven Bereich zwischen 65.000 und 180.000 Euro jährlich. Für Unternehmen stellt die Prokura ein wichtiges Instrument dar, um Vertretungskapazitäten zu schaffen und zugleich Verantwortung zu delegieren. Die Erteilung sollte jedoch stets sorgfältig geprüft werden, da sie weitreichende rechtliche Folgen hat.

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FAQs zu: Was ist ein Prokurist?

Kann die Prokura jederzeit widerrufen werden?
Ja, die Prokura kann vom Unternehmen jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen werden. Der Widerruf muss ins Handelsregister eingetragen werden, um Rechtswirkung gegenüber Dritten zu entfalten.

Haften Prokurist:innen persönlich für ihre Handlungen?
Grundsätzlich haftet das Unternehmen für Handlungen seiner Prokurist:innen. Bei vorsätzlichen Pflichtverletzungen oder grober Fahrlässigkeit können jedoch Regressansprüche gegen die handelnde Person bestehen.

Können auch Angestellte ohne Führungsposition Prokura erhalten?
Ja, die Prokura ist nicht an eine bestimmte hierarchische Position gebunden. Auch Mitarbeiter:innen ohne Führungsverantwortung können Prokura erhalten, wenn das Unternehmen dies für sinnvoll erachtet.

Was passiert mit der Prokura bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses?
Die Prokura erlischt nicht automatisch mit dem Arbeitsverhältnis, sondern muss ausdrücklich widerrufen und die Löschung im Handelsregister beantragt werden. Bis zur Eintragung der Löschung bleibt die Vertretungsmacht formal bestehen.

Gibt es Tätigkeiten, die Prokurist:innen nicht ausführen dürfen?
Ohne besondere Ermächtigung dürfen Prokurist:innen keine Grundstücksgeschäfte vornehmen und keine weiteren Prokuren erteilen. Alle anderen geschäftlichen Handlungen sind von der Vollmacht umfasst.

Artikelbild: Unsplash / Amy Hirschi; Keywords: Was ist ein Prokurist? Bedeutung, Gehalt und Aufgaben im Überblick

Hinweis: Trotz sorgfältiger Recherche keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.