Der vorweihnachtliche Brauch des Wichtelns erfreut sich in deutschen Büros zunehmender Beliebtheit. Doch was als nette Geste gedacht ist, kann schnell zu Unmut führen, wenn wichtige Rahmenbedingungen fehlen. Wichteln im Unternehmen wird immer beliebt – was Teams und Führungskräfte beachten sollten, erklärt dieser Artikel.
In der Vorweihnachtszeit gehört Wichteln im Unternehmen längst zum festen Repertoire vieler Firmen. Der ursprünglich aus Skandinavien stammende Brauch – dort „Julklapp“ genannt – soll den Teamgeist stärken und für gute Stimmung sorgen.
Doch damit der Geschenkeaustausch tatsächlich zur Freude wird und nicht in Stress oder Enttäuschung mündet, sollten einige grundlegende Regeln beachtet werden. Besonders Führungskräfte tragen hier Verantwortung, die richtigen Weichen zu stellen und für faire Bedingungen zu sorgen.
Hintergrund und Bedeutung des Wichtelns
Das Wichteln hat seine Wurzeln im schwedischen „Julklapp“, einer Tradition, bei der heimlich Geschenke vor die Haustür gelegt wurden. Der Begriff setzt sich zusammen aus „Jul“ für Weihnachten und „Klapp“ für Klopfen – man klopfte an die Tür und verschwand unbemerkt wieder. Diese nordische Sagengestalt des hilfsbereiten Wichtels, der Gutes tut, ohne Anerkennung dafür zu erwarten, steht noch heute im Zentrum des Brauches.
In deutschen Unternehmen hat sich das Wichteln als beliebte Aktivität etabliert, die weit über den reinen Geschenkeaustausch hinausgeht. Es geht darum, Kolleg:innen eine Freude zu machen, ohne dafür eine direkte Gegenleistung zu erwarten. Die Anonymität – zumindest bis zur Übergabe – macht den besonderen Reiz aus. Typischerweise werden die Namen aller Teilnehmenden auf Zettel geschrieben und ausgelost, sodass jede Person für eine andere ein Geschenk besorgen muss.
Die Bedeutung für das Betriebsklima sollte nicht unterschätzt werden. Studien belegen, dass gemeinsame Rituale und Traditionen die emotionale Bindung von Mitarbeitenden an das Unternehmen stärken können. Forschende betonen in ihrer Analyse zur Teamarbeit, dass gemeinsame Aktivitäten das Zusammengehörigkeitsgefühl fördern und die Kommunikation im Team verbessern. Allerdings funktioniert dies nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und sich niemand ausgeschlossen oder unter Druck gesetzt fühlt.
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Wichteln im Unternehmen erfolgreich gestalten
Die Organisation des Wichtelns erfordert sorgfältige Planung und klare Kommunikation. Im Folgenden werden zentrale Aspekte beleuchtet, die über Erfolg oder Misserfolg der Aktion entscheiden können.
Freiwilligkeit als Grundprinzip festlegen
Der erste und wichtigste Grundsatz lautet: Die Teilnahme am Wichteln muss immer freiwillig sein. Niemand sollte sich gezwungen fühlen mitzumachen, auch wenn dies bedeutet, dass nicht das gesamte Team dabei ist. Führungskräfte sollten dies explizit kommunizieren und Verständnis für Kolleg:innen zeigen, die sich gegen eine Teilnahme entscheiden.
Die Gründe für eine Ablehnung können vielfältig sein: finanzielle Engpässe in der teuren Weihnachtszeit, persönliche Überzeugungen oder einfach die Tatsache, dass manche Menschen mit solchen Aktivitäten wenig anfangen können. Wichtig ist, dass diese Entscheidung respektiert wird und keine negativen Konsequenzen nach sich zieht.
Budget und Preisrahmen transparent kommunizieren
Eine der häufigsten Konfliktquellen beim Wichteln ist die unklare Preisobergrenze. Wenn eine Person ein Geschenk für 5 Euro kauft und dafür selbst eines für 25 Euro erhält, entsteht schnell ein Gefühl der Ungerechtigkeit. Deshalb sollte vorab eine klare Preisspanne festgelegt werden – üblich sind in Unternehmen Beträge zwischen 5–15 Euro.
Diese Vorgabe dient nicht nur der Fairness, sondern verhindert auch, dass Kolleg:innen versuchen, sich durch teure Geschenke bei Vorgesetzten einzuschmeicheln oder andere durch zu günstige Präsente brüskieren. Alle sollten unter gleichen Bedingungen schenken können. Die Preisgrenze sollte schriftlich kommuniziert werden, beispielsweise in der Einladungs-E-Mail.
Rechtzeitige Organisation und Zeitplanung
Wer erst eine Woche vor Weihnachten ankündigt, dass gewichtelt werden soll, erntet zu Recht wenig Begeisterung. In der ohnehin stressigen Vorweihnachtszeit brauchen Mitarbeitende ausreichend Vorlauf, um sich Gedanken über ein passendes Geschenk zu machen und dieses zu besorgen. Ideal ist eine Ankündigung zu Beginn der Adventszeit, mindestens jedoch zwei bis drei Wochen vor dem geplanten Wichteltermin.
Der Termin selbst sollte so gewählt werden, dass möglichst viele Teammitglieder anwesend sein können. Ob das Wichteln im Rahmen der Weihnachtsfeier, bei einem gemeinsamen Mittagessen oder während der Arbeitszeit stattfindet, hängt von der Unternehmenskultur ab. Wichtig ist, dass genügend Zeit für die gemeinsame Übergabe eingeplant wird – dies ist schließlich der eigentliche Höhepunkt der Aktion.
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Varianten für das Wichteln im Unternehmen
Es gibt verschiedene Spielarten des Wichtelns, die jeweils unterschiedliche Dynamiken erzeugen. Beim klassischen Loswichteln zieht jede Person einen Namen und kauft für diese Person ein Geschenk. Beim Räuberwichteln hingegen werden alle Geschenke in die Mitte gelegt. Reihum darf sich jede Person entweder ein neues Geschenk nehmen oder ein bereits ausgepacktes „stehlen“ – was für zusätzliche Spannung und Heiterkeit sorgt.
Beim Schrottwichteln dürfen nur nutzlose, kitschige oder ungeliebte Gegenstände verschenkt werden, was für viele Lacher sorgen kann. Allerdings birgt diese Variante auch Risiken, da der Grat zwischen lustig und beleidigend schmal sein kann. Eine weitere Möglichkeit ist themenbezogenes Wichteln, etwa nur regional produzierte Artikel, selbst gebastelte Geschenke oder Erlebnisgutscheine.
| Wichtel-Variante | Beschreibung | Geeignet für |
|---|---|---|
| Klassisches Loswichteln | Jede Person zieht einen Namen und kauft gezielt für diese Person ein Geschenk | Neue Teams, formelle Umgebungen, größere Gruppen |
| Räuberwichteln | Geschenke werden ausgepackt und können von anderen „gestohlen“ werden | Eingespielten Teams mit viel Humor |
| Schrottwichteln | Nur nutzlose oder kitschige Gegenstände werden verschenkt | Teams mit gutem Vertrauensverhältnis und ähnlichem Humor |
| Themenwichteln | Geschenke müssen einem bestimmten Motto entsprechen (z. B. regional, selbstgemacht) | Kreative Teams, nachhaltigkeitsorientierte Unternehmen |
Die Wahl der Variante sollte zur Unternehmenskultur und zur Zusammensetzung des Teams passen. In neuen oder formelleren Teams empfiehlt sich das klassische Wichteln, während eingespielten Teams mit gutem Vertrauensverhältnis durchaus kreativere Formen Freude bereiten können.
Geschenkauswahl und Fettnäpfchen vermeiden
Die Auswahl eines passenden Wichtelgeschenks kann zur Herausforderung werden, besonders wenn die beschenkte Person nicht gut bekannt ist. Geschenke sollten neutral und für verschiedene Geschlechter und Altersgruppen geeignet sein. Bewährt haben sich kleine Dekoartikel, hochwertige Schreibwaren, Süßigkeiten, Tee- oder Kaffeespezialitäten, humorvolle Büroaccessoires oder kleine Gesellschaftsspiele.
Absolut tabu sind hingegen: zu persönliche Geschenke wie Unterwäsche oder Parfum, Geschenke mit politischen oder religiösen Botschaften, Artikel, die auf körperliche Eigenschaften anspielen oder als Kritik aufgefasst werden könnten sowie Alkohol, wenn nicht sicher ist, dass alle Teammitglieder diesen konsumieren. Auch gutgemeinte „praktische“ Geschenke wie Putzmittel oder Bügelhilfen können schnell falsch verstanden werden.
Die Rolle der Führungskräfte beim Wichteln
Führungskräfte haben beim Wichteln im Unternehmen eine besondere Verantwortung. Sie setzen den Rahmen, kommunizieren die Regeln und sorgen dafür, dass sich alle wohlfühlen. Dabei sollten sie selbst unbedingt als Vorbild agieren und die festgelegten Regeln einhalten – auch beim Budget.
Besonders wichtig ist es, auf die Stimmung im Team zu achten. Gibt es Anzeichen von Unmut oder fühlt sich jemand ausgeschlossen? Dann ist rasches Handeln gefragt. Führungskräfte sollten außerdem sicherstellen, dass die Aktion inklusiv gestaltet ist und niemand aufgrund seiner Position, seines Geschlechts oder anderer Faktoren benachteiligt wird.
Ein weiterer Aspekt betrifft die Arbeitszeit: Ist das Wichteln als Teambuilding-Maßnahme während der Arbeitszeit erlaubt, oder findet es im Rahmen der Weihnachtsfeier statt? Diese Frage sollte vorab geklärt werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Wie in einem Leitfaden zur Mitarbeiterbindung darlegt wird, tragen gemeinsame Aktivitäten nur dann zur Bindung bei, wenn sie authentisch in die Unternehmenskultur eingebettet sind und nicht als Pflichtveranstaltung wahrgenommen werden.
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Praktische Tipps für gelungenes Wichteln im Unternehmen
Basierend auf den bisherigen Ausführungen lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten, die den Erfolg der Wichtelaktion sichern:
- Schriftliche Einladung versenden: Alle relevanten Informationen – Teilnahmefrist, Preisobergrenze, Termin der Übergabe, gewählte Variante – sollten schriftlich festgehalten werden.
- Anonyme Teilnahmeliste erstellen: Eine neutrale Person (aus dem HR-Bereich oder dem Betriebsrat) sollte die Anmeldungen sammeln und die Zulosung organisieren.
- Rückfragen ermöglichen: Es sollte eine Anlaufstelle für Fragen und Unsicherheiten geben – idealerweise nicht die direkte Führungskraft, um die Hemmschwelle niedrig zu halten.
- Alternative Angebote schaffen: Für diejenigen, die nicht am Wichteln teilnehmen möchten, können alternative Weihnachtsaktivitäten wie gemeinsames Plätzchen backen, Bürodekoration oder ein Spendenprojekt angeboten werden.
- Feedback nach der Aktion einholen: Eine kurze anonyme Umfrage im Nachgang hilft, die Aktion im nächsten Jahr zu verbessern.
Darüber hinaus sollte bedacht werden, dass nicht in jedem Team Wichteln die beste Wahl ist. In sehr kleinen Teams (unter fünf Personen) verliert die Aktion oft ihren Reiz, da die Anonymität kaum gewahrt werden kann. In internationalen Teams mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sollte vorab geklärt werden, ob alle mit dem Konzept vertraut sind und es keine kulturellen oder religiösen Bedenken gibt. Gerade beim Wichteln im Unternehmen gilt es, die Vielfalt der Belegschaft zu berücksichtigen.
Ein weiterer praktischer Tipp betrifft die Geschenkverpackung: Sie sollte bei allen Geschenken ähnlich gestaltet sein, damit nicht bereits am Papier erkennbar ist, wer welches Geschenk verpackt hat. Manche Unternehmen stellen dafür einheitliches Geschenkpapier zur Verfügung.
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Fazit und häufige Fragen zum Wichteln im Unternehmen
Wichteln im Unternehmen kann eine wunderbare Tradition sein, die den Teamgeist stärkt und für vorweihnachtliche Freude sorgt. Voraussetzung ist jedoch, dass die Aktion sorgfältig geplant wird, klare Regeln kommuniziert werden und die Teilnahme freiwillig bleibt.
Führungskräfte tragen hier besondere Verantwortung, einen fairen Rahmen zu schaffen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Wenn diese Grundlagen stimmen, kann der traditionelle Brauch zu einem geschätzten Element der Unternehmenskultur werden, das Jahr für Jahr mit Freude erwartet wird.
Wichteln im Unternehmen – FAQs
Muss ich am Wichteln teilnehmen, wenn alle anderen mitmachen?
Nein, die Teilnahme am Wichteln ist grundsätzlich freiwillig. Niemand kann gezwungen werden, daran teilzunehmen. Es ist völlig legitim, sich gegen eine Teilnahme zu entscheiden, ohne dafür Gründe angeben zu müssen. Ein professionelles Arbeitsumfeld sollte diese Entscheidung respektieren.
Was tue ich, wenn ich ein völlig unpassendes Geschenk erhalte?
Zunächst gilt es, höflich zu bleiben und sich zu bedanken – schließlich steckt in jedem Geschenk eine Absicht. Im Nachgang kann das Thema vorsichtig bei der organisierenden Person oder der Führungskraft angesprochen werden, allerdings ohne die schenkende Person bloßzustellen. Für künftige Wichtelrunden können dann konkretere Vorgaben gemacht werden, etwa durch Themenkategorien oder eine Liste mit No-Go-Geschenken.
Darf ich als Führungskraft ein teureres Geschenk besorgen?
Nein, gerade Führungskräfte sollten sich strikt an die vereinbarte Preisobergrenze halten. Ein deutlich teureres Geschenk kann als Versuch interpretiert werden, Sympathien zu kaufen, und setzt andere Teilnehmende unter Druck. Gleiches gilt übrigens auch für Mitarbeitende, die versuchen könnten, sich durch ein besonders großzügiges Geschenk bei Vorgesetzten einzuschmeicheln.
Wie viel Zeit sollte für die Geschenksuche eingeplant werden?
Idealerweise sollten zwischen der Ankündigung und dem Wichteltermin mindestens zwei bis drei Wochen liegen. Das gibt allen genügend Zeit, sich Gedanken zu machen und in Ruhe ein passendes Geschenk zu finden – auch solche Kolleg:innen, die außerhalb der Arbeitszeit wenig Zeit für Besorgungen haben. Eine sehr kurzfristige Organisation führt oft zu Stress und lieblos ausgesuchten Geschenken.
Was kann ich tun, wenn das Wichteln in meinem Team für Unruhe sorgt?
Wenn sich zeigt, dass die Wichtelaktion mehr Probleme schafft als Freude bereitet, sollte offen darüber gesprochen werden – idealerweise in einer Teambesprechung oder durch eine anonyme Umfrage. Vielleicht muss die Variante geändert werden, vielleicht sind die Regeln unklar, oder vielleicht ist Wichteln für dieses spezifische Team einfach nicht die richtige Tradition. In diesem Fall sollte man den Mut haben, die Aktion zu beenden oder durch Alternativen zu ersetzen.
Artikelbild: Unsplash / Sara Farnell; Keywords: Wichteln im Unternehmen